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Kirchturmalter

zuverlässige Angaben aus:

Pallas, K. (1906 1918): Die Registraturen der Kirchenvisitationen im ehemals sächsischen Kurkreise: Die Ephorien Wittenberg, Kemberg, Zahna und Bitterfeld (Geschichtsquellen derb Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete 41), Halle

 1555

„Die Kirche zu Schyra hat ein Holz, das Peter-Holz genannt, davon die Kirche das Einkommen hat und erhalten wird. Ist gar verwüstet.“

1555 trugen die Visitatoren eine Klage der Witwe des Wolf aus dem Winkel um eine Geldunterstützung zum Wiederaufbau der ganz eingegangenen und zerfallenen Kirche in Schira vor. Sie hätten schon 60 Stämme Eichenholz dazu zur Stelle gebracht. Auch hätten die Kirchväter, was tauglich im Kirchenholz war, hauen lassen. Aber Weiteres zu tun, wären weder sie (die Witwe des Wolf aus dem Winkel), noch ihre Leute im Stande. Die Visitatoren befürworten die Bitte unter der Bedingung, dass die aus dem Winkel den alten Pfarrer schadlos halten.

 1580

„Die Kirche von Schira hat kein Einkommen, außer allein ein Stückle in Holz, welches vor wenig Jahren abgehauen und davon die Kirche gebauet ist, heißt das Petersholz, wird erst in 20 Jahren wieder schlagbar.“

 1582 wurde der Pest halber nicht visitiert.

 1618

„Die Kirche in Schira ist durch die Anschaffung einer neuen Glocke in Schulden geraten und die Leute wollen sich die Laßzinsen nicht erhöhen lassen.“

 Schlussfolgerungen daraus:

Der Schierauer Kirchturm und auch das ursprüngliche Kirchenschiff müssen demzufolge zwischen 1555 und etwa 1575 erbaut worden sein. Das Kirchenschiff wurde im 30-jährigen Krieg verwüstet und 1632 zerstört, sodass man 1668, also 20 Jahre nach Kriegsende, einen Neubau, völlig aus Backstein errichten musste.

Gemäß „Denkmalverzeichnis des Landes Sachsen-Anhalt“ stammt das massive Untergeschoss des Turmes allerdings noch aus spätgotischer Zeit. Es müsste somit der letzte Teil der Vorgängerkirche sein.

Die noch vorhandene Glocke trägt in römischen Ziffern die Jahreszahl 1593 und ist sicher diejenige, für welche die Schierauer noch 1618 Schulden abzahlen mussten.

Eine Besonderheit der Schierauer Kirche waren auch die, erst 1711 hinzugefügten Anbauten jeweils an der Nord- und Südseite des Kirchenschiffes. In ihnen befanden sich in Höhe der Empore die so genannten Patronatslogen für die Familien der adligen Gutsbesitzer aus dem Winckell. Die Schierauer Kirche war die Patronatskirche dieser alten Adelsfamilie. Ungewöhnlich ist auch, dass die nördliche Loge dem zum Rittergut gehörenden Förster und seiner Familie vorbehalten war. Beide Anbauten sind nur mit ihren unteren Mauem erhalten und so größenmäßig noch erkennbar.

Trotz der unersetzlichen Verluste, welche die Schierauer Kirche in den 1980er Jahren erleiden musste, ist der in den Jahren 1999 bis 2002 aufwändig sanierte Renaissanceturm eine architektonische Sehenswürdigkeit und das Wahrzeichen des Ortes.

geschrieben von Günter Kallenbach